
Es war einmal ein Mann (Dan Kelly, geboren 1930 in Erie/Michigan), der hatte einen Schwamm, der Schwamm war ihm zu nass, da studiert er einfach mal Mathematik, Philosophie und Theologie. Nach seiner Studienzeit heiratet er die schöne Joanne und zeugt mit ihr fünf Kinder. (Danny, Caroline, Kathy, Paul und John).
Fünf Kinder sind für das, was da noch schlüpfen sollte, ein guter Anfang. 1965 wandert Dan nach Spanien aus und beginnt mit Antiquitäten zu handeln. Dabei hat er Mitarbeiter, die ihm helfen, den Krempel in den Staaten wieder los zu werden. Plötzlich ist Joanne auch nur noch eine Antiquität und er heiratet 1970 eine seiner Mitarbeiterinnen, Barbara. Zusammen mit Dan produzieren sie unaufhörlich neuen Nachwuchs, um den Kelly-Klan zu erweitern. So erblicken nacheinander Patricia, Jimmy, Joey, Barby, Paddy, Maite und Angelo das Licht der Welt.
Somit ist die Hardware vorhanden, die - mit der nötigen Software (Musik) ausgestattet - in Zukunft in ganz Europa bekannt werden sollte. Bis dahin ist es jedoch noch ein langer und steiniger Weg. Der Vater schickt seine Blagen zum Musikunterricht. Zusammen treten sie als Familie auf Festen und öffentlichen Plätzen auf und musizieren gar herzzerreißend. Ihre Wanderung durch Spanien führt sie 1973 nach Belascoain. Dort kaufen sie sich ein Haus und funktionieren es in einen Pub um, wo sie die Kinder regelmäßig auftreten lassen. Die Eltern der "Kelly Kids", wie die lärmenden Rotzlöffel damals noch heißen, verlassen Spanien jedoch 1975 und reisen in einem roten Doppeldeckerbus mit dem Kelly-Logo durch ganz Europa. 1978 landen sie auf einem Campingplatz in der Nähe von Hamburg. Der seltsame Tross erregt die Aufmerksamkeit von Plattenfirmen, die schnappen sich die Familie und nehmen mit ihr zwei Singles auf ("Danny Boy" und "Who'll Come With Me"). Die zweite Nummer schlurft sich an die Spitze der belgischen und niederländischen Charts, in Deutschland erreicht man einen respektablen 15. Platz.
Dan Kelly, der schon da alle Geschicke des Klans in die Hand hat, verabschiedet sich von der Plattenfirma und produziert in Eigenregie die ersten zwei Kelly-Platten. 1981 dann der erste Schock für die Großfamilie. Bei der Mutter wird Krebs diagnostiziert. Daraufhin ziehen sie sich wieder nach Spanien zurück, wo Barbara 1982 stirbt. Nach einer kurzen Pause zieht es die Familie aber wieder in die weite Welt hinaus. Über die Stationen Paris, USA und Amsterdam gelangen sie schließlich nach Köln, wo sie sich auf ihrem Hausboot häuslich einrichten. Dan erleidet einen Schlaganfall, was sich aber nicht negativ auf die Schaffenskraft des Klans auswirkt. Im Gegenteil, es werden weiter fleißig Platten aufgenommen.
Bis der große Durchbruch kommt, vergeht aber noch eine ganze Weile. Erst 1994 ist es so weit. Mit "Over The Hump" erscheint sozusagen das "Sgt. Peppers" der Kellys. Mit "Angel" landen sie den Überflieger schlechthin und mit gnädiger Unterstützung der Bravo, die zur Haus- und Hofpostille der Kellys mutiert, werden Home-, Intim- und Weißnichwas-Stories über den Klan am Fließband produziert. Das Hausboot wird von Fans belagert und jeder Kelly mit Begeisterungsrufen begrüßt, wenn er mal seine Ömme zur Tür raus streckt. Wie 1961 die Tätärä ziehen die Kellys daraufhin einen Schutzwall um ihren Kahn, um sich wenigstens einen Rest von Privatsphäre zu bewahren.
Im Licht der Öffentlichkeit ist auch bei der Kelly Family nicht alles Gold was glänzt. Gerüchte über einen tyrannischen Dan, der die Kinder diktatorisch unter seiner Knute hält, machen die Runde. Dann meldet sich auch noch das Jugendamt der Stadt Köln zu Wort. In Deutschland gibt es ja bekanntlich eine Schulpflicht, aber keines der so zahlreichen Sprösslinge hat bis dato eine Schule von innen gesehen. Darüber entbrennt ein Streit, der in aller Öffentlichkeit ausgefochten wird. Das Ende vom Lied war dann der Verkauf des Hausbootes und der Umzug auf Schloss Gymnich, das einst ausländische Staatsgäste der Bundesrepublik beherbergte.
Musikalisch läuft es auch nicht mehr ganz so glatt. An den Erfolg von "Over The Hump" kann die Familie nicht mehr anknüpfen, auch wenn die Konzertsäle immer noch proppevoll sind. 2000 feiert der Klan sein 25-jähriges Bühnenjubiläum.
Aber selbst wenn das mit den Plattenverkäufen nicht mehr so umwerfend läuft, die Kelly Family emanzipiert sich weiter und weiter von dem Image der Vergangenheit. Joey entdeckt seine sportliche Ader und macht bei jedem Event mit, bei dem ein Mensch seine persönlichen Grenzen ausloten kann. Bis 2006 hat er unter anderem über zwei Dutzend Marathons hinter sich gebracht, ist 240 Kilometer durch die Sahara gejoggt und radelt mal eben von Berlin nach Bagdad in elf Tagen. Bei diesen Ereignissen sammelt er gerne Geld für wohltätige Zwecke.
Musikalisch bleibt es trotzdem alles andere als still im Kelly-Klan. 2001 erscheint "
La Patata", im Jahr darauf "Straight From The Heart" von Kathy; Paddy folgt 2003 mit "In Exile". Nach dem 2004er "
Homerun" der Familie setzt Kathy mit "Godspel" den Reigen fort, gefolgt von James mit "Babylon", ehe John und Maite "Tales From The Secret Forest" erzählen. Ganz viel Zeit mit seinem Solo-Debüt lässt sich Nesthäkchen Angelo. Im Sommer 2006 verkündet er "
I'm Ready".